Fettnäpfe umschiffen

Beim Geschäftsessen einem wichtigen Kunden Rotwein über das Jacket zu gießen oder falsch gekleidet zu einem Meeting zu kommen. Vor solchen Fettnäpfen im Beruf haben viele Angst. Halb so schlimm. Mit dem entsprechenden Fingerspitzengefühl lässt sich die Situation meist retten. 

"Eines der klassischen Fettnäpfchen im Beruf ist die Kleidung, zum Beispiel wenn der Betroffene 'overdressed' oder 'underdressed' ist", berichtet Susanne Helbach-Grosser, Trainerin und Buchautorin zum Thema Business-Etikette aus Schwäbisch Gmünd. Es sei aber wesentlich einfacher, mit hochoffizieller Businesskleidung in einer lockeren Umgebung aufzutauchen als mit Jeans und Pullover zu einem offiziellen Anlass. "Schließlich können Männer zum Beispiel Ihre Krawatte abnehmen."

Fettnapf Nummer eins: Die falsche Kleidung

Sollten Sie tatsächlich völlig falsch gekleidet zu einem festlichen Anlass erscheinen, rät die Trainerin: "Gehen Sie auf Ihren Gastgeber zu und bitten um Entschuldigung. Falls es möglich ist, sollten Sie sich dann noch umziehen." Allerdings warnt die Etikette-Beraterin davor, beim nachfolgenden Small Talk dann ständig mit anderen Gästen über Ihr Missgeschick zu reden.

Auch andere Dinge sollten Sie von der Redeordnung streichen: "Wenn Sie zum Beispiel sehr schwitzen und sich Flecken zeigen, sollten Sie das nicht thematisieren. Dann heißt die Devise: Augen zu und durch", betont Susanne Helbach-Grosser.

Der erste Tag im Job

Die Benimm-Trainerin und Buchautorin Nandine Meyden aus Berlin erklärt: "Wenn Sie am ersten Arbeitstag zu formell gekleidet erscheinen, sollten Sie nur kurz eine Bemerkung machen wie zum Beispiel: 'Da habe ich mich aber zu sehr in Schale geworfen'." Anders liege der Fall, wenn Sie zu salopp gekleidet sind. "Dann sollten Sie bei maximal zwei Leute um Entschuldigung bitten, in jedem Fall Ihren direkten Vorgesetzten. Halten Sie aber Ihre Entschuldigung kurz und zerfließen Sie nicht in Selbstkritik."

Außenstehenden, die bei anderen einen Bekleidungsfehler entdecken, empfiehlt Susanne Helbach-Grosser: "Sprechen Sie Bekleidungsfehler wie einen 'offenen Hosenstall' oder eine Laufmasche unter vier Augen an. Machen Sie aber jemanden nicht aufmerksam, wenn etwas nicht zu ändern ist. In diesem Falle sollten Sie darüber hinweggehen."

Die kleinen Peinlichkeiten des Berufsalltags

Das gleiche Motto gilt auch für andere Peinlichkeiten des Berufsalltags: "Wenn Sie sehen, dass jemand Petersilie an den Zähnen kleben hat, sollten Sie ihm das diskret mitteilen, ebenso wenn Sie einen Soßenfleck auf der Wange entdecken", so Susanne Helbach-Grosser.

Anders sei das zum Beispiel bei Schuppen. In diesem Falle sollten Sie das einfach ignorieren. "Wenn zwischen Ihnen und dem Betroffenen viele Hierarchiestufen liegen, kann es sinnvoll sein, dass Problem über Dritte zu lösen und zum Beispiel die zuständige Sekretärin oder Assistentin einzuweihen."

Rotwein auf dem guten Jackett

Doch nicht nur das Äußere kann Anstoß erregen, auch das Verhalten: "Haben Sie etwa beim Geschäftsessen etwas umgestoßen, sollten Sie sich auf jeden Fall in die Runde entschuldigen. Ist Ihr Tischnachbar dadurch befleckt worden, ist es nicht ratsam, selbst Hand anzulegen, sondern den Service zu holen. Entschuldigen Sie sich mit zwei oder drei vollständigen Sätzen und bieten Sie dem Betroffenen die Reinigung oder den Ersatz der beschmutzten Kleidung an", so Nandine Meyden. Auch sie rät dringend davon ab, diesen Fauxpas danach noch zum Tischthema zu machen.

"Es ist außerdem sinnvoll, noch einmal schriftlich mit einer Karte um Entschuldigung zu bitten", betont Nandine Meyden. Sie können dem Betroffenen auch eine Aufmerksamkeit senden. Allerdings sollte die im richtigen Verhältnis zum begangenen Missgeschick stehen und nicht zu teuer sein - das bringt den Beschenkten ansonsten in Verlegenheit und zieht somit weitere Peinlichkeiten nach sich.

Den Namen eines wichtigen Kunden vergessen

Auch beim Small Talk und anderen Gesprächen tun sich immer wieder Fettnäpfe auf, ob man zum Beispiel den Namen eines wichtigen Kunden vergessen oder einen Doktortitel nicht genannt hat. Nandine Meyden: "Bei falscher Namensnennung ist es wichtig um Entschuldigung zu bitten. Wenn Sie den Doktortitel vergessen haben, sollten Sie ihn einfach bei der nächsten Gelegenheit verwenden."

Doch nicht nur die korrekte Namensnennung, auch das gesellige Reden an sich birgt mancherlei Gefahren: "Es ist zum Beispiel ein Fauxpas, einen katholischen Priester zu fragen, was er vom Zölibat halte", erklärt Susanne Helbach-Grosser. Ihr Tipp: Wenn Sie eine unpassende Frage oder Aussage getroffen haben: "Gehen Sie selbstkritisch mit sich um, indem Sie zum Beispiel Ihrem Gegenüber verdeutlichen, dass es jetzt unpassend war, ein bestimmtes Thema zu vertiefen."

In Fettnäpfe tritt jeder mal

Wenn Ihnen gegenüber jemand ins Fettnäpfchen getreten ist, rät Nandine Meyden, gelassen zu reagieren und den Vorfall zu relativieren: "Sagen Sie in solchen Situationen zum Beispiel: 'Das kann jedem passieren'." Sie empfiehlt generell bei Fehlern und Fettnäpfchen: "Es ist sehr wichtig um Entschuldigung zu bitten. Wenn Sie es nicht tun, könnte Ihr Gegenüber denken, dass Sie ihn nicht respektieren."