Gehaltstipp des Monats: Die Höhen-Frage
Sie wollen mehr Gehalt. Doch wieviel sollen Sie fordern? Fünf Prozent oder sogar zehn Prozent? Mit der heiklen Höhen-Frage befasst sich Gehaltscoach Martin Wehrle in der monatlichen Kolumne.
Noch bevor Sie Ihre Forderung beziffert haben, schlägt Ihr Chef in der Gehaltsverhandlung gern einen strengen Ton an: „Wie hoch soll die Erhöhung denn ausfallen – doch nicht etwa fünf Prozent?“
Nicht unterkriegen lassen
Das soll klingen, als würde dieses Sümmchen die ganze Firma in den Ruin stürzen.
Vielleicht wollten Sie sieben Prozent fordern, disponieren aber angesichts dieser Einschüchterung ganz schnell um: „Nein, nein, fünf Prozent wären übertrieben; aber drei Prozent sollten es schon sein!“
Na also! Wenn Sie sich jetzt bei zwei Prozent treffen, sind das bei einem Gehalt von 2.500 Euro gerade mal 50 Euro pro Monat.
Denken Sie wie Ihr Chef
„Besser als nichts“, werden Sie sagen. Doch übersehen Sie nicht das Kalkül Ihres Chefs.
Indem er Ihr Gehalt erhöht, stehen Sie moralisch in seiner Schuld. Er kann jetzt höchste Leistungen von Ihnen fordern. Bei Überstunden will er keine Klage hören, bei Sonderprojekten vollen Einsatz sehen.
Gleichzeitig aber ist Ihnen der Weg für weitere Forderungen auf längere Zeit verbaut!
In den nächsten 15 Monaten wird Ihr Chef jede Gehaltsforderung empört zurückweisen: „Ich habe doch gerade erst Ihr Gehalt erhöht!“
Einen neuen Vorstoß wird er erst nach anderthalb bis zwei Jahren akzeptieren - sofern sich bis dahin Ihr Aufgaben- und Verantwortungsbereich erweitert hat.
Die bessere Strategie
Handeln Sie bei Gehaltsforderungen also nach dem Motto: nicht kleckern, sondern klotzen!
Entweder haben Sie eine Gehaltserhöhung verdient und können sie auch gut begründen – dann sollten Sie 5 bis 10 Prozent mehr Gehalt (oder sonstige Leistungen) fordern. Sogar 15 Prozent können angemessen sein, wenn Sie Außerordentliches geleistet haben oder wenn Ihr jetziges Gehalt weit unter Ihrem Marktwert liegt.
Taktisches Verhandeln
Natürlich sollte Ihre Forderung aus taktischen Gründen immer ein bisschen über dem liegen, was Sie tatsächlich wollen – dann kann Ihr Chef sich beim Runterhandeln profilieren, und Sie bekommen trotzdem Ihr Wunschgehalt.
Oder Sie kommen zu der Erkenntnis, dass Ihre Vorleistung für eine größere Forderung noch nicht ausreicht. Dann sparen Sie sich einen halbherzigen Vorstoß, der Ihnen im „Erfolgsfall“ allenfalls die Hände bindet.
Das Fundament legen
Besser legen Sie sich die nächsten sechs Monate so richtig ins Zeug. Ergreifen Sie bei Meetings das Wort, entwickeln Sie Ideen, machen Sie Überstunden. Und zwar so, dass Ihr Chef es nicht übersehen kann.
Jeden Tag legen Sie einen Stein für das solide Fundament einer Gehaltsforderung, die ihren Namen verdient hat - sagen wir 15 Prozent. Selbst wenn Ihr Chef feilscht, werden Ihnen fünf bis zehn Prozent bleiben – ein vielfaches der ursprünglichen zwei Prozent.
(Gefunden in: Martin Wehrle "Geheime Tricks für mehr Gehalt")
Martin Wehrle
war Führungskraft in einem Konzern, ehe er als Karriere- und Gehaltscoach begann. Heute berät er Mitarbeiter aller DAX-Unternehmen und gehört zu den meist zitierten Karriereexperten in Deutschland.
In seiner Hamburger Karriereberater-Akademie leitet er die bundesweit erste Ausbildung zum Karrierecoach.