Karriereschritt Stellenwechsel

"Bei der Karriereplanung gibt es eine Faustregel: Alle fünf Jahre sollte ein ambitionierter Mitarbeiter seine Position wechseln und zwar in die nächsthöhere Hierarchiestufe. Wer zum Beispiel nach seinen Studium mit 26 Jahren als Sachbearbeiter beginnt, sollte es mit etwa 31 Jahren zum Teamleiter gebracht haben", berichtet Dr. Heiko Mell, Buchautor und geschäftsführender Gesellschafter der Unternehmensberatung "Heiko Mell & Co GmbH".
Alle paar Jahre die Stelle wechseln
Seine Empfehlung: Wer es mit Anfang dreißig zum Teamleiter geschafft hat, sollte fünf Jahre später die Abteilungsleiterposition erreicht haben, um mit Anfang vierzig zum Hauptabteilungsleiter aufgestiegen zu sein. "Ein karriereorientierter Mitarbeiter könnte es dann mit Mitte vierzig bis zum Geschäftsführer oder Vorstand bringen."
Natürlich müssen sich Karrierewillige nicht sklavisch an diesen fünfjährigen Wechsel halten, so Mell. Aber die Karriere sollten sie schon im Blick haben. "Generell gilt, dass es für die Karriere ungünstig ist, wenn jemand länger als zehn Jahre auf einer Position und einer Hierarchieebene verbleibt." Denn das wirkt unbeweglich und alles andere als zielorientiert. Beides Eigenschaften, die eine Führungskraft nicht unbedingt auf sich vereinen sollte.
Wer zu lange auf dem Stuhl klebt, wirkt unflexibel
Auch Jürgen Lürssen, Professor für Marketing an der Universität Lüneburg, kennt das Problem: "Bei jemanden, der länger als zehn Jahre in einem Unternehmen gearbeitet hat, gehen die Personalverantwortlichen tatsächlich von einer geringeren Flexibilität aus, weil er sich nur noch schwer auf eine andere Firmenkultur und andere Arbeitsmethoden einstellen kann."
Wer zu lange auf einer Hierarchiestufe bleibt, sollte zudem noch etwas anderes beachten: "Wenn jemand lange mit einer Position zufrieden war und dann plötzlich weiter nach oben will, dann fragen sich die Personalverantwortlichen, warum er erst so spät ehrgeizig wird", berichtet Lürssen. Der Karriereberater und Autor mehrerer Karriereratgeber: "Wenn Sie merken, dass Sie bei ihrem jetzigen Arbeitgeber auf der Karriereleiter nicht weiterkommen, sollten Sie woanders hingehen."
Frühzeitig Ziele stecken
Heiko Mell bringt eine wichtige Karriereplanungsregel auf den Punkt: "Planen sie frühzeitig Ihre Karriere. Wer erst mit fünfzig erkennt, dass er Abteilungsleiter werden will, für den ist der Zug abgefahren." Wichtig ist, sich frühzeitig ein berufliches Ziel zu setzen, also anzustreben, etwa Vorstand eines DAX-Unternehmens oder Abteilungsleiter bei einem Mittelständler zu werden. "Natürlich müssen diese Ziele im Lauf der Karriere immer wieder überprüft und gegebenenfalls leicht angepasst werden." Vielleicht erkennt der eine oder der andere sogar, dass ihm die Familie doch wichtiger als die Karriere ist.
"Die Schnelligkeit, mit der Mitarbeiter von einer zur anderen Hierarchieebene gelangen, ist von Branche zu Branche unterschiedlich", betont Lürssen. "In einer Werbeagentur können Angestellte oft schneller Karriere machen als in vielen technischen Branchen. Ein ambitionierter Mitarbeiter sollte eine Stelle aber mindestens zwei Jahre besetzen." Denn er benötige auch eine gewisse Zeit, um sich einzuarbeiten und sein Optimum zu erreichen. "Schließlich brauchen Sie in Ihrer jetzigen Position Erfolg, um befördert zu werden." Allerdings mache nicht jeder erfolgreiche Mitarbeiter automatisch auch Karriere.
Stelle nur wechseln, wenn es sich auszahlt
Auf den unteren Hierarchieebenen lohnt sich ein Stellenwechsel ohne Beförderung meistens nicht, betont Lürssen. Beispiel: "Wenn einem Sachbearbeiter in der Buchhaltung das Angebot gemacht wird, Assistent in der Produktionsleitung zu werden, so sollte er sich das ganz genau überlegen. Will er nämlich später in der Buchhaltung aufsteigen, ist ein Gang in die Produktion nicht sinnvoll." Eine Querversetzung auf Sacharbeiterebene macht nur in Ausnahmefällen Sinn. Lürssen: "Eine Querversetzung ist etwa dann sinnvoll, wenn damit eine Auslandserfahrung verbunden ist."
Lürssens Tipp für eine gelungene Karriere: "Im Idealfall sollten alle Positionen, auf denen Sie bisher gearbeitet haben, wie eine direkte Vorbereitung auf die Position aussehen, auf die Sie sich aktuell bewerben." Der Hochschullehrer rät deswegen zur Zwei-Schritt-Planung: "Planen Sie bei jedem Karriereschritt nicht nur den aktuellen, sondern auch den gewünschten darauf folgenden Schritt und überprüfen Sie dadurch, ob die Stelle, auf die Sie sich jetzt bewerben, in Hinblick auf Ihre weitere Karriereplanung geeignet ist."
Nicht zu dick auftragen
Auch wenn die Karriereplanung für den beruflichen Erfolg eine wichtige Voraussetzung ist: an die große Glocke sollte sie nicht gehängt werden. "Wer als junger Sachbearbeiter in einem Unternehmen anfängt, sollte nicht verkündigen, Bereichsdirektor werden zu wollen", erklärt Heiko Mell. Denn damit macht sich keiner Freunde - ein solches Verhalten wirkt nur überheblich, arrogant und unsympathisch. Sein Rat: "Seien Sie selbstbewusst, aber auch bescheiden. Taktik gehört zum Spiel dazu."